Rk Wonnegau Worms besuchte Maginotlinie, Werk Simserhof

Am Samstag, 11.08.2018 machten sich 13 Mitglieder der Rk Wonnegau auf nach Frankreich zur Maginotlinie.
Ziel war das Werk “ Simserhof“ in Siersthal bei Bitch. Nach der Ankunft und Begrüßung durch unsere Führerin Sonja wurden in kurzen Filmen die geschichtlichen Hintergründe der Maginotlinie beleuchtet, das „Warum“ und „Wieso“. Der  politische Irrsinn dieser Zeit, Angst, falscher Stolz und Überheblichkeit hier wie da sowie aufstrebender Nationalismus, nicht nur in Europa, trug dazu bei, dass es zu einem barbarischen Krieg mit Millionen von Toten kam.
Die Maginotlinie ist ein beeindruckendes Zeugnis dieser Zeit…… und das die Menschheit bis heute nichts gelernt hat.


Der „Lieferanteneingang“ zum Simserhof. Hier wurden Munition und Versorgungsgüter angeliefert.

 


Eingangssicherung durch überlappende MG.

Ein Teil der Maginot Linie ist das Artilleriewerk Simserhof. Durch diese Grenzforts wollte sich Frankreich vor dem“ Erzfeind “ Deutschland schützen. Ob dies im Nachhinein militärisch sinnvoll war, alleine im Simserhof rund 800 Mann Stammbesatzung, zeitweise bis 2400 Soldaten, ortsfest zu binden und  von den immensen Kosten abgesehen, mag jeder für sich beurteilen. Immerhin wurden zum Osten hin Werke, Bunker und andere Befestigungen von Nordfrankreich bis Korsika in der Hoffnung auf Sicherheit und Abschreckung gebaut.

Der Simserhof hat seinen Namen von einem Bauernhof in der Nähe, dem Simserhof, der dem Werk allerdings zum Opfer fiel. Simserhof ist das  Viertgrößte Artilleriewerk der Maginotlinie. Ein Teil der Anlage kann leider nicht mehr besichtigt werden, aber das was noch zur Verfügung steht ist hochinteressant und reicht für mehrere Tage.

An was und an welche Dinge die Konstrukteure des Bauwerks denken mussten und dachten war enorm. Ob gegen Waffeneinwirkungen oder physikalische Gesetze, an alles wurde gedacht. Ein militärisches Eindringen in die Anlage dürft nahezu unmöglich gewesen sein. Auch ob eine Belagerung Erfog gehabt hätte sei dahin gestellt. Selbst ein ausgeklügeltes, nie benutztes Fluchtsystem ist heute noch vorhanden.

Das tägliche Leben in der Anlage war alles andere als bequem oder schön. Zwar saßen die Besatzungen in ca. 30 m Tiefe relativ sicher, aber es gab weder Privatsphäre noch ein Rückzugsort an dem man alleine sein konnte. Selbst das Essen wurde in Schichten und dazu noch in einem zügigen Gang, der zur Belüftung genutzt wurde, eingenommen.
Offiziere konnten immer zum Essen in einen kleinen Speiseraum kommen, da sie eine eigene Küche hatten, der gemeins Soldat hingegen musste sich an besondere, vorgegebene Zeiten halten.


Küche für Soldaten. Offiziere wurden gesondert bekocht.


Vorratsraum.


Ein kleiner Rückzugsort war der Lese und Spieleraum. Hier konnten die Soldaten ihre Ruhepausen verbringen. Aber auch hier: Nie alleine.

Wandbemalung eines Soldaten im Leseraum.

 

Für kranke Soldaten gab es einen kleinen Hospitalbereich von chirurgischen Eingriffen bis Zahnbehandlungen.


Krankenrevier mit Untersuchungs und Behandlungstisch.


Allzuviel hat sich beim zahnmedizinischen Gerät nicht verändert. Besonders bei den Zangen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Glücklicherweise sind die Bohrer heute elektrisch angetrieben.

 

Die Mannschaften waren in engsten Quartieren untergebracht. Geschlafen wurde in Schichten so dass die Betten nie kalt wurden. Intimsphäre gab es nicht. Selbst Toiletten und Duschen waren offen.

Schlafsaal für Mannschaften. Soldaten waren zeitweise so eingepferscht, dass sie nur auf der Seite liegen konnten und ein Bett mit 4-5 Kameraden teilen mussten.

Die Anlage war für ca. 850 Soldaten der Stammbesatzung konzipiert. In Spitzenzeiten hatte das Werk rund 2400 Soldaten zu verkraften. Dazu wurden in den Gängen Hängematten aufgehängt in denen im Schichtrythmus geschlafen wurde. Die Gänge waren voller Zugluft da sie zur Be und Entlüftung genutzt wurden.

 


Telefonzentrale im Kommandostand.

 

Für besondere Transporte stand eine E-Lok zur Verfügung.
Sie wurde mit 400 V Gleichstrom gespeißt.

 


Schwere Eisentür, Sicherung auch sicher gegen Gasangriffe.

Filter gegen Giftgasangriffe.

Standart MG der Bunkerverteidigung.

Rundmagazin für MG.

 


Enorme Verzweigungen bis ca. 5 km. Die Biegungen waren gewollt um bei evtl. Kämpfen besser agieren zu können.


Mit gut ausgestatteten Werkstätten war die Anlage fast unabhängig.


Elektrizizätszentrale. Hier wurde sowohl extern als auch intern in das Netz eingespeist.


Im Notfall konnte die Besatzung ihren Strom über mehrere Dieselmotoren selbst erzeugen.

Lediglich an eines dachten die Verteidiger nicht: Das die Deutschen die belgische Neutralität ignorierten und über Belgien in den Rücken der Verteidiger gelangten.
Der Simserhof musste nach kurzem Gefecht auf Befehl der französischen Regierung alle Kampfhandlungen gegen die deutsche Wehrmacht einstellen und sich ergeben. Der Besatzung hatte man in Aussicht gestellt, dass sie nach Hause gehen könnten.
Leider hielten die Deutschen diese Zusage nicht ein und schickten die französischen Soldaten nach Deutschland in die Kriegsgefangenschaft.

Die Führung incl. Filme dauerte etwa 2 Stunden. Dank Sonja, unsere Führerin und wandelndes Geschichtsexikon war die Zeit im Fluge vergangen. Sie hätte uns den ganzen Tag führen und erklären können…… es wäre nie langweilig geworden. Über jede Schraube, jedes Teil, Waffen, Dinge die wir uns nicht erklären konnten bis hin zu verschiedenen elektrischen Spannungen, sie wusste einfach alles, konnte jede Frage beantworten. Kompetenz pur!

Die Rk Wonnegau Worms möchte sich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei Sonja bedanken.


Die Teilnehmer vor dem Eingang des Simserhof nach der Führung. In der Mitte, mit roter Jacke, das wandelnde Lexikon Sonja.